Make or Buy: Müssen OEMs ihre Strategie für Connected Car Services überdenken?

12. April 2023

Die Automotive-Landschaft wird immer komplexer. Angespannte Geopolitik, finanzielle Instabilität und fragile Lieferketten sind nur einige der großen Themen, welche die Automobilindustrie heute und in Zukunft beschäftigen. Hinzu kommt die ungebrochen rasante digitale Transformation der Branche. Sollten OEMs vor diesem Hintergrund ihre aktuelle Make-or-Buy-Strategie für Connected Car Services überdenken? Und welche Faktoren entscheiden über den Erfolg ihrer Strategie?

Die nächste Phase der Connected Car Services

In den ersten 15 Jahren drehte sich in der Connected-Car-Branche alles um die technische Fähigkeit, Connected Car Services zu entwickeln und bereitzustellen. Externe Dienstleister spielten dabei eine wichtige Rolle, denn nur mit ihrer Hilfe konnten die Services umgesetzt und aktuell gehalten werden.

Ende der 2010er Jahre haben sich viele OEMs entschieden, den Großteil dieser Aufgaben selbst zu übernehmen. Dieser Entschluss fiel, als gerade die ersten Elektrofahrzeuge auf den Markt kamen und das autonome Fahren spruchreif wurde. Auch neue Geschäftsmodelle und -chancen wie Carsharing und Mobilitätsdienste traten auf den Plan, während sich die Rolle der Automobilhändler veränderte. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass OEMs ihre Programme, Plattformen und Entwicklungsprojekte für Connected Car Services besser verstehen und selbst in die Hand nehmen wollten. Schließlich haben sie beachtliche Ressourcen in ihre wachsenden Organisationen investiert. Diese wurden dadurch leistungsfähiger und vielseitiger – aber auch kostspieliger.

Nun steht die nächste Phase der Connected-Car-Service-Programme bevor: Sie werden vom Alleinstellungsmerkmal zum Standardprodukt. Doch auch die Auslieferung eines Standardprodukts in unterschiedlichen Regionen ist in ihrer Komplexität nicht zu unterschätzen.

Connected Car Services müssen für Fahrer:innen sowohl in reifen Märkten als auch in Wachstumsmärkten geeignet sein. Dies erfordert umfangreiche Anpassungen auf nationaler und regionaler Ebene, von der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Services für neue und bestehende Fahrzeugflotten ganz zu schweigen. Was bedeutet das für OEMs?

engineer using augmented reality hologram to work on a new electric car in an office

So finden OEMs eine kosteneffiziente Make-or-Buy-Strategie für ihre Connected Car Services

In den vergangenen zehn Jahren haben sich viele Connected Car Services, die einst als Alleinstellungsmerkmal der OEMs galten, als Standardprodukte etabliert. Dies gilt insbesondere für reife Märkte. In Wachstumsmärkten kann beispielsweise die Einführung von Callcenter-Services wie Notruf oder Ortung bei Fahrzeugdiebstahl nach wie vor ein Faktor sein, mit dem sich Hersteller von ihren Mitbewerbern abheben. Hier ist Make-Strategie alles andere als einfach, zumal diese Services im Laufe der Zeit weiterentwickelt werden müssen, um mit technologischen Neuerungen, Cybersicherheits-Maßnahmen, gesetzlichen Vorgaben, Kundenerwartungen und weiteren Faktoren Schritt zu halten.

Sofern die entwickelten Dienste kein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Marktteilnehmern darstellen, rechnet sich eine Make-Strategie nicht. Der entscheidende Punkt für OEMs ist nicht, was sie selbst tun können, sondern, was sie selbst tun sollten. Die folgenden konkreten Beispiele können OEMs dabei helfen, ihre Make-or-Buy-Strategie zu definieren:

  • Erfolgreiche digitale Integrationen
    Connected Car Services müssen nahtlos mit Mobilfunkbetreibern, Callcentern, Content-Anbietern usw. integriert werden. Kann der OEM dies selbst besser und schneller bewerkstelligen? Wäre Make kosteneffizienter als die Zusammenarbeit mit einem externen Anbieter von Connected Car Services?
  • Langfristiger Einsatz von Connected Car Services – mit unterschiedlichen Modellen, digitalen Plattformen und Softwareversionen
    Die meisten vernetzten Fahrzeuge werden über zehn Jahre auf dem Markt sein. Ihre digitalen Services (und die digitalen Plattformen der OEMs) müssen über die gesamte Lebensdauer hinweg aktualisiert und auf dem neuesten Stand gehalten werden. Dazu braucht es nicht nur Erfahrung, sondern auch die technischen Möglichkeiten, um eine Vielzahl vernetzter Flotten, Fahrzeuge und Modelle über einen langen Zeitraum zu betreuen.
  • Business-to-Consumer-Geschäft
    OEMs sind in der Vergangenheit ausschließlich über ihre Händler in Kontakt mit ihren Endkund:innen getreten. Der Einstieg in den B2C-Bereich stellt für viele Hersteller eine Herausforderung dar und bindet Zeit und Ressourcen, die bisher für andere Tätigkeiten zur Verfügung standen.
  • Gesetzliche Vorgaben, Compliance und Cybersicherheit
    Der Grad der Marktregulierung variiert je nach Region und reicht von einem marktorientierten Ansatz über staatliche Aufsicht bis hin zu Nationalismus. In den USA unterliegt der Connected-Car-Markt nur wenigen Einschränkungen, während in der EU strenge Gesetze wie die eCall-Verordnung gelten. China fordert indessen eine strikte Regelung in Bezug auf personenbezogene und kartografische Daten. Die Compliance-Vorgaben sind je nach Region sehr unterschiedlich. Aufgrund des Risikos von Cyberangriffen rückt das Thema Cybersicherheit zudem immer stärker in den Mittelpunkt.
futuristic car cockpit with a woman's hand touching the screen

In welchen Fällen sollten OEMs ihre Make-Strategie beibehalten?

Was die Gesamtstruktur ihrer digitalen Plattformen angeht, kann eine Make-Strategie für OEMs durchaus sinnvoll sein. Die meisten Hersteller haben jahrzehntelange Erfahrung, Fahrzeuge aus Komponenten zu bauen und auf den Markt zu bringen. In struktureller Hinsicht gibt es hier viele Gemeinsamkeiten mit dem Connected-Car-Bereich. Die Aufgabe, alle digitalen Komponenten ihrer Mobilitätsplattformen bereitzustellen und in ihr Angebot zu integrieren, geben OEMs ungern aus der Hand. Dazu gehören auch Services mit Kundenkontakt, mit dem sie die Marke von anderen abheben und Kund:innen einen Mehrwert bieten.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Hersteller sämtliche Komponenten und Bausteine dieser Plattformen selbst erstellen oder warten müssen. Sie sollten einfach die Produkte und Lösungen einsetzen, die am besten zu ihrer Mobilitätsstrategie, ihrem Geschäftsmodell sowie zu Connected Car Services im Allgemeinen passen.

Außerdem benötigen OEMs einen Plan für den langfristigen Betrieb ihrer Plattformen. Dieses Thema gewinnt mit der steigenden Anzahl vernetzter Fahrzeuge und Flotten zunehmend an Bedeutung. Der Betrieb der Plattformen muss langfristig und auf möglichst wirtschaftliche Weise gewährleistet sein. Die maximale Zuverlässigkeit der Connected Car Services steht dabei stets im Mittelpunkt.

Unabhängig davon, ob es sich um ein regionales oder ein globales Programm handelt: OEMs müssen zunächst analysieren, welche Risiken ihre Gesamtstrategie birgt. Lassen sich diese durch den Aufbau einer eigenen Organisation oder mithilfe von Partnern entschärfen? In der Make-Strategie sollten sämtliche Anforderungen wie kurze Time-to-Market, weltweite Markteinführung und Wartung berücksichtigt werden.

city highway with a global network connection graphic

Wichtige Fragen zur Definition der Make-or-Buy-Strategie von OEMs

1. Auf welcher Strategie basieren unsere Plattformen und inwiefern heben sie uns von unseren Mitbewerbern ab? Welche Standardprodukte unterscheiden uns nicht von anderen Anbietern?

2. Welche Kosten sind mit der Differenzierung und der Einführung von Connected Car Services verbunden? Kann ein externer Anbieter dies besser, kostengünstiger und/oder schneller bewerkstelligen?

3. Wie lange ist die Time-to-Market (TTM) in Märkten, auf denen wir noch nicht vertreten sind? Wie sieht es mit unserer Fähigkeit aus, neue Connected Car Services in bereits erschlossenen Märkten einzuführen?

4. Wie stellen wir die Qualität unserer Connected Car Services – Zuverlässigkeit, hohe Verfügbarkeit und Kundenzufriedenheit – in allen unseren Märkten langfristig sicher?

5. Sind wir in der Lage, Services und Lösungen zu überwachen, zu implementieren und zu warten, die alle gesetzlichen Vorgaben weltweit erfüllen?

6. Verfügen wir über die entsprechende Cybersecurity-Infrastruktur, um die Sicherheit sowohl unserer Services als auch unserer Kundendaten zu garantieren?

WirelessCar – Ihr Partner für Connected Car Services

Selbst eine vielseitige, umfassende, globale Plattform muss in hohem Maße an die regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Unterschiedliche Regionen haben unweigerlich unterschiedliche Anforderungen, so wie sich auch die Callcenter und Karten- sowie Content-Anbieter weltweit voneinander unterscheiden.

OEMs schrecken möglicherweise vor diesem Mikromanagement zurück – bei WirelessCar gehören diese Integrationen hingegen zum Hauptgeschäft. Sie müssen nicht nur bei der Bereitstellung, sondern auch langfristig, in sämtlichen Märkten und für unterschiedliche Flotten und Fahrzeugmodelle funktionieren. Wir von WirelessCar betreiben einen hohen Aufwand, um zu gewährleisten, dass unsere Systeme so sicher und zuverlässig wie nur möglich sind. Gleichzeitig basieren unsere Produkte und Lösungen auf Security-by-Design-Prinzipien.

Die hier genannten Probleme zu verstehen und langfristige Lösungen zu finden, ist eine Herausforderung für die gesamte Automobilbranche – und sie bleibt auch in Zukunft komplex. WirelessCar verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung bei der Entwicklung, Wartung und Einführung von Connected Car Services in enger Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie. Dies macht uns zu einem soliden und innovativen Partner, der Ihnen in guten wie in unsicheren Zeiten zur Seite steht – unabhängig von Ihren digitalen Anforderungen und Ihrer Strategie.

Sie möchten mehr darüber erfahren, wie WirelessCar zum Erfolg Ihrer digitalen Strategie und Ihres Geschäftsmodells beitragen oder Sie bei der Definition Ihrer Make-or-Buy-Strategie unterstützen kann? Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail. Lesen Sie auch unsere weiteren Blog-Artikel und besuchen Sie unsere Website, um die Produkte und Lösungen von WirelessCar kennenzulernen.

Greg Geiselhart
VP Sales & Marketing